Diese Optionen haben Unternehmen für die Lagerverwaltung mit SAP S/4HANA

Die Lagerverwaltung ist ein zentraler Bestandteil moderner Logistikprozesse. Mit der passenden Software für die Lagerverwaltung lassen sich sämtliche Bewegungen und Prozesse innerhalb eines Lagers steuern, koordinieren und optimieren. Unter SAP ECC war SAP Warehouse Management (WM) in vielen Unternehmen die Standardlösung. Doch mit dem Wechsel auf SAP S/4HANA ist ein Umdenken erforderlich: SAP WM wird nur noch bis Ende 2025 im Kompatibilitätsmodus unterstützt – danach ist eine Umstellung unumgänglich.

Für die betroffenen Unternehmen stellen sich daher zwei entscheidende Fragen: Welche Alternativen stehen zur Verfügung? Welche Lösung passt am besten zu meinen individuellen Anforderungen? Wir geben einen Überblick zu den wichtigsten Optionen für ein On-premise- bzw. Private-Cloud-Deployment und erläutern, für welche Szenarien die jeweiligen Optionen geeignet sind. Zudem gibt es mittlerweile auch die Möglichkeit, die Lagerverwaltungslösung aus der Public Cloud zu beziehen. Je nach Szenario können die unterschiedlichen Optionen auch in Kombination Anwendung finden.

Lagerverwaltung mit SAP S/4HANA: Die Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen

Der pragmatische SAP WM-Nachfolger: SAP Stock Room Management

SAP Stock Room Management (SRM) gilt als offizieller Nachfolger von SAP WM und ist seit dem SAP S/4HANA-Release 1909 verfügbar. Die Lösung basiert auf den bekannten LE-WM-Objekten und eignet sich für Unternehmen, die einfache, manuell betriebene Lager verwalten möchten.

Aufgrund der LE-WM Objekte ist der Aufwand für eine Fortführung im Rahmen einer SAP S/4HANA-Transformation beispielsweise mithilfe einer System Conversion gering. Nichtsdestotrotz sollten sich Unternehmen bewusst machen, dass mit SAP SRM keine zukünftigen Innovationen einhergehen und es sich nicht um die strategische Lösung seitens SAP handelt. Dennoch ist SAP SRM für Lager mit einer tendenziell geringen Komplexität eine sehr gute Option. Für komplexere Anforderungen bietet SAP mit der strategischen Lösung SAP Extended Warehouse Management (EWM) eine bessere Alternative, die in unterschiedlichen Deployment-Optionen verfügbar ist.

Die integrierte Lösung mit Zukunft: SAP Embedded Extended Warehouse Management

SAP Embedded Extended Warehouse Management (EWM) ist ein integraler Bestandteil von SAP S/4HANA und in zwei Varianten verfügbar:

• SAP Embedded EWM Basic (kostenfrei)
• SAP Embedded EWM Advanced (lizenzpflichtig)

Im Vergleich zu SAP Stock Room Management bietet SAP Embedded EWM einen größeren Funktionsumfang und eignet sich insbesondere für mittelkomplexe Lagerprozesse mit geringem bis mittlerem Automatisierungsgrad, wenn Unternehmen eine im SAP S/4HANA-Kern integrierte Lösung wünschen und in Zukunft von Innovationen profitieren möchten.

SAP Embedded EWM ist analog zu SAP SRM vollständig in SAP S/4HANA integriert. Dadurch werden dieselben Stammdaten und transaktionalen Daten verwendet, die auch andere Bereiche wie der Vertrieb nutzen. Zur Replizierung oder Synchronisation dieser Daten sind also keine Schnittstellen erforderlich, was Datenredundanzen vermeidet. SAP Embedded EWM wird stetig um zusätzliche Funktionalitäten erweitert, da es sich um die strategische SAP-Lösung im Bereich der Lagerverwaltung handelt. Somit profitieren Unternehmen künftig von Funktionen, die heute noch gar nicht bekannt sind – ganz ohne eigene Entwicklungsleistung. Wie für andere Bereiche sind auch für SAP Embedded EWM Best Practices verfügbar, die eine schnelle initiale Implementierung für weitere Aktivitäten ermöglichen. Bereits die Basic-Version unterstützt alle Kernprozesse. Sind komplexere Anforderungen gegeben, ist die Advanced-Lösung zu empfehlen, sofern Unternehmen im SAP S/4HANA-Kern bleiben möchten. Die Frage, ob die Basic- oder die Advanced-Variante besser passt, lässt sich durch eine genaue Analyse der individuellen Anforderungen beantworten.

SAP Embedded EWM zeichnet sich durch eine höhere Komplexität gegenüber SAP SRM aus. Was in der Regel vorteilhaft ist, kann sich aber auch als Nachteil erweisen, sofern ein Unternehmen nur geringfügige Anforderungen an die Lagerprozesse stellt – in diesem Fall ist die Lösung möglicherweise überdimensioniert. Des Weiteren fallen zusätzliche Kosten an, wenn die Advanced-Version benötigt wird. Im Gegensatz zu einer dezentralen SAP EWM-Lösung ist SAP Embedded EWM nicht ERP-systemunabhängig. Das heißt, es ist nicht möglich, ein SAP Embedded EWM-System mit einer Vielzahl an ERP-Systemen zu verbinden.

Für hochkomplexe Lagerprozesse: Dezentrales SAP EWM on SAP S/4HANA

Das dezentrale SAP EWM on SAP S/4HANA ist der Nachfolger von SAP EWM 9.5 und stellt eine eigenständige Instanz dar, die unabhängig vom ERP-System betrieben wird. Damit ist diese Lösung hoch skalierbar und ideal für automatisierte, komplexe Lagerstandorte. Sie eignet sich für Anforderungen hinsichtlich hoher Lagerkomplexität sowie maximaler Flexibilität und Performance.

Für das Deployment eines dezentralen SAP EWM bestehen keine Abhängigkeiten zu einem ERP-System. Das bedeutet, dass Unternehmen sowohl mehrere SAP- als auch Nicht-SAP-ERP-Systeme mit einem stand-alone SAP EWM verbinden können. Dadurch wirken sich mögliche Downtimes des ERP-Systems, zum Beispiel bei einem Release-Upgrade, nicht auf das dezentrale SAP EWM aus. Funktional entspricht ein dezentrales SAP EWM nahezu vollständig der Advanced-Version von SAP Embedded EWM. Lediglich Feinheiten wie die synchrone Materialbestandsbuchung werden in einer dezentralen SAP EWM-Lösung nicht unterstützt. Für die Zukunft sind auch bei dieser Option weitere Innovationen zu erwarten. Allerdings fallen für das dezentrale SAP EWM zusätzliche Lizenzkosten an. Mit der Tatsache, dass das dezentrale SAP EWM unabhängig vom ERP-System agiert, geht in der Regel ein höherer Implementierungs- und Betriebsaufwand einher – beispielsweise für die Schnittstellen bei den Stammdaten und transaktionalen Daten.

Flexibilität mit Einschränkungen: SAP S/4HANA Cloud Public Edition, Warehouse Management

Auch für die Public Cloud bietet SAP eine Lagerverwaltungslösung, die als „SAP S/4HANA Cloud Public Edition, Warehouse Management“ bezeichnet wird. Gegenüber einem Private-Cloud-Deployment unterscheidet sich diese Lösung in zwei wesentlichen Aspekten von den zuvor beschriebenen Szenarien:

• SAP S/4HANA Cloud Public Edition, Warehouse Management ist hinsichtlich des Funktionsumfangs im Vergleich zu den anderen SAP EWM-Varianten eingeschränkt und kann nicht als Stand-alone-Lösung bereitgestellt werden.

• In der Private Cloud stehen alle SAP EWM-Funktionalitäten zur Verfügung. Daher ist es beispielsweise eine valide Option, die Logistikprozesse in der Private Cloud in Kombination mit SAP S/4HANA Public Cloud zu nutzen.

Neben den grundsätzlich eingeschränkten Funktionalitäten (zum Beispiel bietet SAP S/4HANA Cloud Public Edition, Warehouse Management keine Packspezifikationen und keine Work-in-process-Unterstützung) sind auch keine KI-gestützten Lösungsfunktionen vorhanden. Während KI-Funktionalitäten wie eine intelligente Arbeitsbedarfsplanung in der Private Cloud verfügbar sind, fehlen sie in der Public Cloud.

Fazit: Beste Option hängt von den individuellen Voraussetzungen ab

Insgesamt bietet SAP S/4HANA eine Vielzahl an Möglichkeiten für die Lagerverwaltung, die sich im Funktionsumfang zum Teil erheblich unterscheiden. Wie die individuell beste Option für das Lager eines Unternehmens bzw. die ideale Kombination aus den verschiedenen verfügbaren Varianten aussieht, ist unter anderem von den Systemvoraussetzungen und den Anforderungen des Unternehmens hinsichtlich Funktionalitäten und Deployment abhängig.