Die Transformation, in der sich aktuell viele Unternehmen befinden, macht auch vor dem DSAG-Jahreskongress nicht Halt. Anstatt mit einer klassischen Keynote – wie es in den vergangenen Jahren üblich war – startete der zweite Kongresstag mit einem Panel Talk, bei dem die DSAG-Fachvorstände in einem moderierten Expertengespräch ihre Sicht auf aktuelle Themen und Entwicklungen aus der SAP-Welt darlegten. Michael Bloch (Lizenzen, Vertragswesen & Support), Hermann-Josef Haag (Personalwesen & Public Sector), Thomas Henzler (Vertrieb, Produktion & Logistik) und Stephan Hüttmann (Financials) analysierten typische Herausforderungen bei der Transformation, gaben wertvolle Impulse für fundierte IT-Entscheidungen und forderten auch Nachbesserungen seitens SAP ein.
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Die Berichterstattung zum DSAG-Jahreskongress in der Übersicht:
- Vorbericht: Auf der Suche nach dem Gleichgewicht
- Tag 1: Die neue SAP-Welt
- Tag 2: Impulse für die Transformation mit SAP
Wandel der IT-Architekturen bringt Veränderungen mit sich
Was die IT-Infrastruktur angeht, richtet sich der Blick der Unternehmen immer stärker in Richtung Cloud. Der Wandel der Systemlandschaften bringt zusätzliche Veränderungen über die reine Technologie hinaus mit sich, denen sich die Unternehmen stellen müssen. Beispielsweise schafft der Wechsel von einem On-Premise-ERP-System zu einem Private-Cloud- oder Public-Cloud-Betriebsmodell zwangsläufig neue Realitäten bei Lizenzen, Integration und Regulatorik.
Die Entwicklung von monolithischen ERP-Systemen hin zu modularen Architekturen, bei denen viele Lösungen außerhalb des SAP S/4HANA-Kerns laufen, sorgt einerseits für eine größere Offenheit gegenüber Drittanbietern, macht die IT-Landschaft andererseits aber auch unübersichtlicher. Zudem ist die Geschwindigkeit, mit der SAP Veränderungen bei den Lizenzmodellen verkündet, momentan sehr hoch. So führt etwa die Verwendung unterschiedlicher Lizenzmodelle für SAP Cloud ERP Private Edition und SAP Cloud ERP Public Edition zu zusätzlicher Komplexität. In diesem Kontext wünscht sich die DSAG mehr Kontinuität von SAP und eine bessere Nachvollziehbarkeit der getroffenen Entscheidungen.
Regulatorische Bestimmungen müssen schnell abgebildet werden
Mit Blick auf die Regulatorik müssen sich Unternehmen immer wieder mit neuen lokalen Anforderungen und länderübergreifenden Bestimmungen auseinandersetzen. Hier ist SAP gefordert, regulatorische Anpassungen schnellstmöglich in den jeweiligen Software-Lösungen abzubilden, damit die Anwenderunternehmen weiterhin rechtssicher agieren können. Darüber hinaus können die geltenden regulatorischen Bestimmungen in bestimmten Branchen als Hindernis für den Umstieg in die Cloud erweisen.
Ab 1. Januar 2027 wird die E-Rechnung für Unternehmen mit einem Vorjahresumsatz von mindestens 800.000 EUR verpflichtend. Die besondere Herausforderung dabei: Bisher hat sich in Europa kein Standardformat etabliert, an dem sich Unternehmen bei der Umstellung orientieren können. Für große Unternehmen bietet SAP mit der Cloud-Lösung SAP Document and Reporting Compliance (DRC) bereits eine passende Option. Für kleine und mittlere Unternehmen, die in der On-Premise-Welt unterwegs sind, ist SAP aus Sicht der DSAG hingegen noch gefordert, einen niederschwelligen Einstieg in die Umsetzung der E-Rechnung zu ermöglichen.
IT-Mitarbeiter brauchen neue Skills
Die Transformation hat auch Auswirkungen auf die Skills und Kenntnisse, die in den IT-Abteilungen der Unternehmen benötigt werden. So werden die klassischen SAP-Basisteams in der Cloud-Welt künftig andere Aufgaben wahrnehmen als im On-Premise-Zeitalter. Zudem gilt es, die Zusammenarbeit mit SAP als Cloud-Anbieter neu zu orchestrieren. Daher müssen sich die Unternehmen zum einen bewusst machen, welche Fähigkeiten erforderlich sind, und zum anderen Sorge dafür tragen, dass die Mitarbeiter über die entsprechenden Skills verfügen.
Darüber hinaus verschwimmen zunehmend die Grenzen zwischen der IT und den Fachabteilungen. Aber trotz Low-Code- und No-Code-Tools hält die DSAG es nicht für realistisch, dass die Mitarbeiter in den Fachbereichen Anwendungen künftig völlig eigenständig umsetzen werden. Für ein solches Citizen-Developer-Konzept bedürfe es schon äußerst IT-affiner Mitarbeiter in den Fachbereichen. Aber dennoch bleibt das Enablement der Mitarbeiter entscheidend – nicht zuletzt im Hinblick auf den zunehmenden KI-Einsatz im Unternehmen. Damit künstliche Intelligenz einen wirklichen Mehrwert generiert, muss sie in den Kernprozessen Anwendung finden und dort für eine Entlastung der Mitarbeiter sorgen.
Fazit: Hausaufgaben für Unternehmen und SAP
Die digitale Transformation bedeutet weit mehr als nur den Einsatz neuer Technologien. Sie resultiert in einer veränderten IT-Architektur und macht den Erwerb neuer Kompetenzen erforderlich. Auf dem DSAG-Jahreskongress 2025 hat die DSAG deutlich gemacht, dass sie SAP in der Verantwortung sieht, Kontinuität bei Lizenzmodellen zu schaffen, regulatorische Anforderungen zügig umzusetzen und Unternehmen praxisnah bei der Transformation zu unterstützen. Für die Unternehmen gilt es, nicht nur die technologischen, sondern auch die strategischen, organisatorischen und personellen Weichen zu stellen. Nur so lässt sich die Komplexität der Transformation meistern, um die Potenziale von Cloud und KI nachhaltig zu nutzen.