In unserer Blogreihe beleuchten wir die Erfolgsfaktoren des Silicon Valley. Zu ihnen gehören die Strategie, Produkte schnellstmöglich auf den Markt zu bringen, und das agile Arbeiten in schlanken Teams.

 

Start-ups im Silicon Valley richten ihre Geschäftsmodelle konsequent an den Kunden aus. Sie haben erkannt, dass Anwendungen und Services perfekt auf die Bedürfnisse der Nutzer passen müssen, um sich durchzusetzen. Der Erfolg digitaler Geschäftsmodelle hängt weniger von physischen Produkten ab als vielmehr vom Zugang zu Plattformen, auf denen Anbieter und Kunden Daten und Güter austauschen.

 

Artikelreihe zum Silicon Valley

 

Fahrdienst ohne Autos

Prägnantes Beispiel ist Uber. Der Fahrdienstanbieter hat weder das Smartphone noch das GPS, die Navigation, die Kundenbewertung, die Routenoptimierung oder das mobile Bezahlen erfunden. Aber die Gründer Garrett Camp und Travis Kalanick haben es in einzigartiger Weise verstanden, diese Technologien geschickt zu kombinieren.

 

Obwohl Uber keine eigenen Fahrzeuge besitzt, ist das Unternehmen zum wichtigsten Mobilitätsanbieter weltweit aufgestiegen. Ende 2018 wurde sein Börsenwert auf bis zu 120 Milliarden US-Dollar veranschlagt – so viel sind die drei großen US-Autobauer General Motors, Ford und Fiat Chrysler zusammen wert.

 

Prototyp statt vollwertiges Produkt

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor amerikanischer Start-ups ist der vorläufige Verzicht auf Perfektion, wenn es um neue Produkte geht. Die Unternehmen im Silicon Valley bringen zunächst das Minimal Viable Product (MVP) auf den Markt.

 

Dabei handelt es sich gewissermaßen um einen Prototyp, der lediglich die minimalen Anforderungen der Anwender umfasst. Nur die Funktionen, die das Produkt unbedingt benötigt, um seinen Zweck zu erfüllen, werden berücksichtigt. Nach der Veröffentlichung des MVP nutzt das Unternehmen das Feedback der Kunden, um das Produkt zu verbessern. Dieses Vorgehen spart viel Zeit, Arbeit und Geld.

 

Im Vergleich dazu sind deutsche Start-ups deutlich perfektionistischer. Sie setzen sich in der Regel das Ziel, von Beginn an mit einer vollwertigen, ausgereiften Software an den Start zu gehen, die keine Wünsche offenlässt. Das erfordert jedoch mehr Ressourcen, dauert länger und ist teurer. Die Gefahr: Entspricht das Produkt nicht den Kundenbedürfnissen und findet daher keine Käufer, ist das mit hohen Verlusten für das Unternehmen verbunden.

 

Effektiv zusammenarbeiten

Beim Zusammenstellen von Teams gilt im Silicon Valley die Devise, sich am Anfang auf das Nötigste zu beschränken. Klassischerweise besteht ein Start-up aus einem Vertriebsprofi und einem Experten für Softwaredesign, der zwar technisches Know-how mitbringt, aber nicht selbst programmiert.

 

Als drittes Mitglied kommt der Produktmanager hinzu, der zwischen den internen und den externen Interessen vermittelt. Wirkliche Softwareentwickler sucht man zunächst vergeblich. Erste Entwicklungsarbeiten werden oftmals outgesourced, wenn sie überhaupt schon zu einem solch frühen Zeitpunkt stattfinden.

 

Wachstum vor Gewinn

Die erste Aufgabe des Teams ist es, Kundentraktion zu erzeugen, also Nachfrage zu entfachen. Erst wenn das gelungen ist, geben die Investoren weitere Mittel frei. Im B2C-Bereich liegt das angepeilte monatliche Wachstum bei den Nutzerzahlen zwischen 20 und 30 %.

 

Profitabilität stellt sich erst später ein, frühestens nach zwei bis drei Jahren. Im Silicon Valley schauen Investoren vor allem auf das maximale Potenzial eines Start-ups und nicht darauf, wie schnell es nach seiner Gründung Gewinn abwirft.

 

Das ist ein weiterer Unterschied zwischen Gründern und Investoren im Silicon Valley und ihren Kollegen in Deutschland. Hierzulande möchte man möglichst schnell aus der Verlustzone kommen. In den USA hingegen gibt es genau drei Ziele: Wachstum, Wachstum, Wachstum.

 

Foto: Uber Technologies Inc.

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